«Ich würde es genau wieder so machen» 

Wie aus einem gebäudetechnisch veralteten Zürichberg-Einfamilienhaus ein zertifiziertes Mehrfamilien-Minergiehaus wurde. 

In den 1940er Jahren bauten Verena Lubinis Eltern ein Einfamilienhaus in Zürich-Witikon. Ein Haus an zentraler Lage, mit viel Raum und schönem Garten, aber auch mit hohem Sanierungsbedarf. Lubini entschied sich für eine umfassende energetische Sanierung und spart heute ein Vielfaches an Energiekosten ein.

Optimieren statt Maximieren

Was soll mit dem alten Haus passieren? Die Nutzung des alten
Einfamilienhauses war für Verena Lubini lange unklar. Eine
Alters-WG? Abbrechen und Eigentumswohnungen bauen?
«Letztlich wollte ich dann doch mein Elternhaus erhalten. Darum
entschied ich mich, das Haus zu einem Mehrfamilienhaus mit
drei Wohnungen um- und auszubauen», sagt Lubini. Frei nach
dem Motto: Optimieren statt Maximieren.
Verena Lubini prüfte für die Sanierung unterschiedliche Optionen
und besprach die Situation mit der Bank. Schliesslich kam von
ihr der entscheidende Anreiz. Denn die Bank off erierte für eine
energetische Sanierung nach dem Minergie-Standard bessere
Konditionen. Zusammen mit den Förderbeiträgen aus dem
Gebäudeprogramm machte sich der Zusatzaufwand für die
Minergie-Zertifi zierung bezahlt. «Der Umbau nach nachhaltigen Standards war für mich ein grosses Anliegen. Aber es musste auch finanziell zu stemmen sein. Dank dem Gebäudeprogramm war beides möglich», sagt Lubini.

Rekordtempo bei der Sanierung

Am 1. August 2015 wurde mit den Sanierungsarbeiten begonnen
und bereits am 1. März 2016 konnte Verena Lubini in ihre neue
Wohnung ziehen. «Der Einzug in die Dachwohnung wäre sogar
noch früher möglich gewesen. Aber wegen eines Herbststurms und
einem darauff olgenden Wasserschaden verzögerten sich der
Termin um einen Monat», erklärt Lubini.
Rückblickend an die Bauzeit erinnert sich Verena Lubini an viele
schwierige Entscheidungen. Angefangen mit der Heizung: Öl, Gas,
Solarkollektoren, Erdsonde, Pellets? Der Ingenieur unterbreitete
Frau Lubini verschiedenste Vorschläge und zeigte Vor- und
Nachteile auf. Öl und Gas kamen nicht in Frage. Frau Lubini
entschied sich für eine Pellets-Heizung in Kombination mit
Sonnenkollektoren 

«Eine Lieferung Holzpellets reicht pro Jahr»

Einfacher heizen geht nicht

Ein Entscheid mit vielen Vorteilen, wie sich heute, 8 Jahre nach der Fertigstellung zeigt. Die Pellets-Heizung macht kaum Geräusche und arbeitet sehr effi zient. Pro Jahr fällt bei Frau Lubini gerade mal ein 35 Liter Sack an Asche an und der Wagen, der die Pellets liefert, fährt nur einmal pro Jahr vor. «Das ist eine ideale Lösung, die sich aus ökologischen, finanziellen und praktischen Gründen lohnt», sagt Lubini. Ausgezahlt hat sich auch die sorgfältige Wahl des Architekten. Lubini liess drei verschiedene Architekten Ihre Ideen präsentieren. Sie hat sich schlussendlich für einen Architekten entschieden, der viel Erfahrung mit energetischen Sanierungen und insbesondere auch im Holzbau hatte.  

Enger Austausch mit Architekten bringt Vorteile

Ideal war bei dieser Wahl auch, dass die Bauleitung beim Architekten angestellt war. «Ich hatte immer einen direkten Draht und konnte jede Woche alles mit einer Person besprechen, das machte alles viel einfacher», erklärt Lubini.
Zum Beispiel auch bei der Auswahl sämtlicher Isolations- und
Dämmmaterialien, Bodenbeläge und giftfreier Farben. Um den
ganzen Eingabeprozess für die Fördergelder kümmerte sich auch
gleich der Architekt. «Es verlief alles unbürokratisch und einfach»,
sagt Lubini erfreut.

 

Fazit: Kosten sinken massiv, die Umwelt profitiert

Seit der Fertigstellung des Umbaus im Jahr 2016 haben sich die
Energiekosten enorm verringert. Konkret heisst das für Frau Lubini:

  • Jährlich über 60% weniger Energiekosten für die gesamte Immobilie, was rund CHF 5'000 Franken entspricht

  • Über die letzten 8 Jahre konnte Verena Lubini so CHF 40'000 einsparen

  • Nach 20 Jahren macht dies die enorme Summe von CHF 100'000 aus

«Mit dem Umbau in ein Mehrfamilienhaus profi tiere ich heute
mehrfach. Ich habe neu Mietzinseinnahmen und gleichzeitig
sinken meine Energiekosten», sagt Lubini. «Diese Einnahmen und
Ersparnisse sind meine Pensionskasse. Als Selbständigerwerbende
verfüge ich sonst nur über die AHV», erklärt Lubini.
Die energetische Sanierung war für Frau Lubini dank der Unterstützungdes Gebäudeprogramms möglich. «Ich würde es heute wieder genau so machen», erklärt Lubini.

Sogar die Mieter profitieren direkt

Dank den tiefen Energiekosten profi tieren die Mieter von geringen
Nebenkosten. «Für die 4.5 Zimmer Wohnungen fallen pro Jahr
zwischen CHF 800 und CHF 1000 an Heizkosten an, je nach dem
Verlauf der Kälteperiode und den Komfortansprüchen der Bewohner. Für die Studiowohnung sind es ca. CHF 600.-» erklärt Lubini. So kann die Miete verhältnismässig tief gehalten werden.
Eine Mieterin ist Frau Cetin, die mit Ihrem Mann und ihren zwei
Kindern die obere 4 1/2 Zimmer Dachwohnung bewohnt. Sie ist
begeistert: «Es ist schon sehr angenehm und eine grossartige
Lebensqualität in einem gedämmten Minergiehaus. Im Sommer
bleibt die Hitze draussen und im Winter ist es schön warm».
Den Entscheid von Frau Lubini das Einfamilienhaus in ein Mehrfamilienhaus umzugestalten, findet Frau Cetin vorbildlich:
«Es ist eine Win-Win Situation für alle. Auch darum, weil viel
gemeinsam gemacht wird, wie zum Beispiel den Garten jäten
oder in einer gemütlichen Runde besprechen, was man noch
anpflanzen könnte», sagt Cetin.


«Und für die Kinder ist das Aufwachsen hier ein kleines Paradies:
ein Garten rund ums Haus, an einer verkehrsberuhigten Wohnstrasse und mit vielen anderen, gleichaltrigen Gspänli.»

Massnahmen Gebäudehülle

Dach/Terrasse Flachdach Holzbalkendecke, 180 mm Mineralwolle / Steinwolle
Fassade/Aussenwand Mauerwerk, 200 mm Mineralwolle / Steinwolle
Estrichboden, Kellerdecke/Boden EG Betonboden zu Keller, 120 mm Mineralwolle / Steinwolle
Fenster Vor der Erneuerung: Fenster mit Doppelverglasung nach 1985
Nach der Erneuerung: Fenster mit Dreifachverglasung

Massnahmen Gebäudetechnik

Heizung Vor der Erneuerung: Ölheizung
Nach der Erneuerung: Pelletheizung
Warmwasser Vor der Erneuerung: Elektroboiler 
Nach der Erneuerung: Elektroboiler mit externer Wärmezufuhr z.B. Solar
 

Wirtschaftlichkeit

Investitionen der Erneuerung ~ CHF 1’735'000
Förderbeiträge inkl. Steuerabzüge ~ CHF 54'800
Eingesparte Energie- und Betriebskosten (Barwert) ~ CHF 76'600

Berechnungsgrundlage: Grobe Schätzung Fachperson.

Jährlicher Energiebedarf

Vor der Erneuerung ~ 150,0 kWh / m2 EBF
Nachher ~ 26,0 kWh / m2 EBF

Berechnungsgrundlage: Schätzung aufgrund U-Wert Berechnung Einzelbauteile